Die Milchstraße gehört zu den faszinierendsten Objekten, die wir mit der Kamera einfangen können. Ein detailreiches und rauscharmes Foto unseres Galaktischen Zentrums begeistert und ist ein absolutes Highlight der Fotografie.
Ich möchte euch Schritt für Schritt mitnehmen auf dem Weg zum perfekten Foto unserer Milchstraße. Verschiedene praktische Astrofotografie Tipps werden euch hierbei helfen.
Dabei teilen wir den Weg in 3 Phasen:
Das Thema Planung steht zunächst im Vordergrund, damit wir genau dann loslegen, wenn die Bedingungen optimal sind. Mit der erforderlichen Ausstattung und der richtigen Kameraeinstellung erzielen wir das bestmöglich Ergebnis, welches wir abschließend in der Nachbearbeitung optimieren.
Einzigartig in diesem Tutorial ist die Jahresübersicht, die euch transparent auf ein 5 Minuten Zeitfenster genau darstellt, wann die Bedingungen für euch optimal sind um die Milchstraße zu fotografieren. Wenn dann noch das Wetter und die Wolken passen, steht dem perfekten Foto nichts mehr im Weg.
Hawaii, Maui, Haleakalā
Fuerteventura, Spanien
Walchensee, Bayern
Winklmoosalm, Bayern
Hawaii, Big Island
Die besten Bedingungen um die Milchstraße im März zu fotografieren sind hier in dunkelgrün dargestellt und befinden sich im Zeitraum vom 5. bis zum 15. März von ca. 4.00 Uhr bis 5.30 Uhr, wobei allerbeste Bedingungen noch nicht vorhanden sind. Dafür kann man jetzt die Milchstraße nach einem frühen Aufstehen sehen und fotografieren. Wir müssen uns also nicht die ganze Nacht um die Ohren schlagen.
Astrofotografie Tipp: Da die Zeitfenster mit den besten Bedingungen kurz sind, empfiehlt es sich auf jeden Fall schon 60 Minuten vorher voll aufgebaut zu starten und die ersten Testfotos zu schießen.
Dargestellt sind die Zeiten am Beispiel München. Eine Übersicht für weitere Städte findet ihr im Download Bereich.
Für ein detailreiches und rauscharmes Foto der Milchstraße benötigen wir jedoch beste Bedingungen und diese Bedingungen hängen von zahlreichen Faktoren ab: Sichtbarkeit des Milchstraßenzentrums, Mondphasen bzw. den Auf- und Untergang, Dämmerung und absolute Dunkelheit.
Manchmal gilt es auch nur kurze Zeiträume von 30 bis 60 Minuten in der Nacht wahrzunehmen, die sich z.B. nach Dämmerung und vor Mondaufgang für die Fotografie der Milchstraße ergeben. Aber dafür müssen wir wissen, wann wir diese kurzen, perfekten Gelegenheiten an den verschiedenen Orten in Deutschland, Österreich oder der Schweiz vorfinden, um die Milchstraße zu fotografieren.
Ich habe alle relevanten Faktoren zusammengetragen, bewertet und diese in einer transparenten Übersicht zusammengefasst.
Die Übersichten zeigen vertikal den Jahresverlauf von Januar bis Dezember und horizontal den relevanten Zeitraum zwischen 17.00 Uhr und 8.00 Uhr morgens des Folgetages.
Ihr seht zum Beispiel für Garmisch, wann ihr die besten Bedingungen vorfindet. So könnt ihr schon Monate im voraus planen und seht zum Beispiel, dass Anfang Juli in Garmisch von 0.00 Uhr bis 2.00 Uhr top Bedingungen herrschen.
Diese Übersicht findet ihr für 10 Regionen Deutschlands sowie jeweils 2 aus Österreich und der Schweiz.
Darüber hinaus schauen wir uns zwei Urlaubsregionen in Spanien (Lanzarote, Kanarische Inseln) und Italien (Venedig) an.
Alle Übersichten findet ihr auch im Download Bereich.
Alle Details, wie die Übersicht entsteht, findet ihr unter Planung.
Die zunehmende Lichtverschmutzung ist ein großes Problem für die Sternenbeobachtung und Sternenfotografie. Hier kann man sich nur über die einschlägigen Seiten informieren und den bestmöglichen Standort heraussuchen.
https://www.lightpollutionmap.info
Ein Blick auf diese Seite ist quasi unersetzlich, reicht jedoch nicht zwingend aus. Schon einzelne Lichter von Häusern oder Laternen weit von unserem Foto Spot entfernt können unser Bild bei Langzeitbelichtung stören. Deshalb ist es immer ratsam ein paar schnelle Testaufnahmen zu machen, bevor man alles auspackt und sich vollständig einrichtet.
Aber Achtung: Es nicht nur wichtig an welchen Standort man sich befindet, sondern auch in welche Richtung man fotografiert. Wenn wir also im Standard im Sommer in Richtung Süden fotografieren, dann müssen wir auch auf die Lichtverschmutzung weiter im Süden achten. Beispiel: Ich hatte mir vor Kurzem einen super Spott mit fast totaler Dunkelheit am Walchensee rausgesucht und in Richtung Süden fotografiert. Am Ende waren viele Fotos lichtverschmutzt, weil das 40 km weit entfernte Innsbruck noch zu hell leuchtete.
Sucht euch einen möglichst dunklen Fleck, den ihr erreichen könnt und achtet darauf, was in Richtung Milchstraße stören kann.
Nicht überraschend finden sich im Rheinland und Ruhrgebiet nur wenige Orte mit geringer Luftverschmutzung.
Bedingt durch die Alpen befinden sich in Südbayern große Regionen ohne Lichtverschmutzung. Natürlich sind große Teile hiervon auch etwas schwieriger zugänglich.
Jeder kennt die einschlägigen Wetter Apps und jeder hat hier seine Favoriten. Am besten ist ohnehin nicht nur eine Seite zu kontaktieren, sondern mehrere und sich daraus ein Gesamtbild zu machen.
Eine echter Tipp für die Astrofotografie ist meiner Einschätzung nach aber Clear Outside im Web oder als Clear Outside App.
Erfahrungsgemäß lohnt sich Astrofotografie nur, wenn der Wert unter Total Clouds unter 10 liegt. Es gibt auch durchaus Zeiten mit Werten von 0. Wenn dann noch die anderen Faktoren passen sollte man auf jeden Fall los.
Aber auch hier gilt: Nicht nur den Ort ansehen, an dem wir unsere Kamera aufbauen, sondern auch einen Ort in Richtung Milchstraße prüfen. So stand ich am 22.7. auf der Winklmoosalm mit einem wolkenfreien Blick auf das herrliche Sternenzelt über mir, aber in Richtung Milchstraße im Süden zogen sehr störende Wolken.
Damit uns der Wind nicht das Stativ umwirft sollte auch ein Blick auf den Wind geworfen werden. Auch bieten die zahlreichen Wetter Apps ausreichend Info. Wer es etwas detaillierter mag kann z.B. auf Windy.app zurückgreifen.
Kamera
Grundsätzlich eignen sich zunächst alle Systemkameras und auch ältere Modelle für den Start. Wir können hiermit sehr schöne Erfolge erzielen und uns dann überlegen, ob sich die Investition in eine höherwertige Kamera lohnt. Denn natürlich macht es uns eine Vollformatkamera deutlich leichter, da diese einen spürbaren positiven Einfluss auf das Rauschverhalten in der Dunkelheit und auch die mögliche Belichtungszeit hat.
Ob mit Spiegel oder spiegellos ist anfangs auch nicht entscheidend. Das Umklappen des Spiegels führt zu einer minimalen Erschütterung. jedoch bevor uns das stört, können wir an vielen anderen und größeren Störgrößen optimieren. Zudem bieten viele Modelle die Spiegelvorauslösung an.
Ein nicht weg zu diskutierender Vorteil an spiegellosen Kameras ist allerdings das deutlich niedrigere Gewicht. In Kombination mit dem weiteren Equipment ein nicht ganz uninteressanter Faktor, auch wenn ein Teil durch schwerere Objekte wieder aufgefressen wird.
Objektiv
Die Milchstraße ist sehr groß und wir wollen möglichst viel auf unser Foto bringen. Deshalb sind weite Winkel vorteilhaft, am besten zwischen 14mm und 24mm im Vollformat Bereich oder etwas kleiner im APS-C Bereich.
Empfehlung: 14 – 18mm im Vollformat und 12 – 16mm bei APS-C.
Mindestens genauso wichtig ist die Lichtempfindlichkeit. Eine f/2.8 Blende sollte es schon sein, mindestens jedoch eine f/4.
Weiter öffnende Blenden oder Festbrennweiten mit Blende f/1.4 bis f/2.0 sind natürlich noch besser, aber werden auch sehr schnell sehr teuer.
Empfehlung: Eine f/2,8 Blende auch als Festbrennweite ist ein sehr guter Kompromiss.
Ein Bildstabilisator ist für Aufnahmen der Milchstraße nicht erforderlich, da wir die Fotos ohnehin vom Stativ aus machen müssen. Wenn wir uns bei eisigen Temperaturen aufmachen, benötigen wir überdies einen Objektwärmer. Auch diese gibt es mittlerweile für vernünftiges Geld.
Stativ
Das Stativ soll nicht nur die Kamera tragen, sondern vor allem kleinste Erschütterung absorbieren. Aber auch hier gilt es einen guten Kompromiss zu erzielen, schließlich wollen wir das Stativ auch viel herumtragen, um die beste Location zu finden. Es gibt High-end Stative aus Holz, die mit Sicherung perfekte Bedingungen liefern, jedoch reden wir hier über Gewichte vom mehreren Kilos.
Ein stabiles und tragfähiges Dreibein Carbon Stativ ist heutzutage mit 100 EUR bis 200 EUR recht günstig zu erwerben und reicht zunächst vollkommen aus. Ein Mittelhaken ist vorteilhaft, um es zusätzlich z.B. mit einem Rucksack zu beschweren und somit Verwackelungen zu minimieren.
Stirnlampe
Eine gute Stirnlampe mit Rotlicht ist Pflicht und günstig zu erwerben. Das Rotlicht verhindert, dass wir unsere Nachtsicht verlieren und insbesondere wenn andere Astrofotografen in der Nähe sind, verhindert sie auch Konflikte. Eine Nachtsicht aufzubauen kostet uns 20 bis 30 Minuten und deshalb wäre es schade diese durch zu helles Licht zu verlieren.
Ersatz Akku/ SD Karte
Lange Belichtungszeiten benötigen viel Akku Leistung. Wenn es dann auch noch kühler ist, kann der Akku leer sein, bevor wir unser Fotoprojekt beenden wollen. Deshalb ist ein Ersatz Akku wichtig und eine gute Investition.
Da wir grundsätzlich im RAW Modus fotografieren und zusätzlich ein JPEG speichern, benötigen wir sehr viel Speicher. Deshalb und weil auch Speicherkarten störungsanfällig sind, sollten wir immer Ersatz dabei haben.
Empfehlung: Trage den Ersatz Akku am Körper, damit er nicht auskühlt, falls es kalt wird.
Fernauslöser
Wir wollen vermeiden, durch Betätigung des Auslösers Erschütterungen auf die Kamera zu übertragen. Deshalb sind Kabel- oder Funkfernauslöser hilfreich. Aber natürlich reicht auch ein zeitgesteuerten Selbstauslöser, den jede Kamera enthält.
Empfehlung: Mittlerweile gibt es auch diverse Apps, die eine Fernauslösung ermöglichen. Bei Canon z.B. Camera Connect, mit der wir nicht nur Auslösen, sondern auch Schärfe, Blende, ISO und Belichtungszeit einstellen können. Perfekt für unsere Zwecke!
Nachführung
Die Nachführung zum Ausgleich der Erdrotation ist in der Astrofotografie ein großes Thema und insbesondere in der Deep Sky Fotografie unerlässlich. Jedoch können wir die Milchstraße auch noch sehr gut ohne Nachführung fotografieren, vor allem wenn wir einen Vollformatsensor mit Weitwinkelobjektiv zur Verfügung haben. Belichtungszeiten bis 30 Sekunden sind dann ohne Beeinträchtigung möglich und reichen uns aus, um sehr gute Foto zu machen. Wer darüber hinaus geht ist mit einer Reisemontierung gut beraten. Diese ist preislich noch überschaubar und vermeidet Sternenspuren auch bei Belichtungen von bis zu 90 Sekunden.
Kleidung
Häufig vernachlässigt bei einer guten Vorbereitung ist die richtige Kleidung. Häufig fällt es uns schwer zum Zeitpunkt des Aufbruchs uns vorzustellen, dass es auch im späten Frühjahr und im Herbst nachts ziemlich kalt werden kann, insbesondere da wir uns nicht all zu viel bewegen bei den Aufnahmen.
Empfehlung: Immer mindestens eine Schicht mehr einpacken als man denkt.
Reinigung
Ein Microfasertuch für das Objektiv sowie einen Reinigungspinsel.
Und was ich immer gerne vergesse....
... die Lesebrille, weil ich sie sonst nicht häufig brauche. Aber für die Einstellungen auf dem Mini Display ist sie existentiell.
Ganz allgemein gilt, nach oben hin gibt es kaum Grenzen was die Ausstattung angeht. Natürlich sind spiegellose Vollformatkameras, Blenden zwischen f/1.0 und f/1.4 und exakte Nachführungen perfekt, aber eben auch sehr teuer und benötigen einen professionellen Umgang. Wichtig ist es, sich immer den schwächsten Punkt in seiner Ausstattung anzusehen und zu überlegen, wie viel die nächste Verbesserung kostet. Hier kann man mit wenig Geld einen großen Sprung machen, wenn man das Stativ wechselt oder mit einer etwas größerer Investition einen gewaltigen Sprung machen, wenn man von APS-C zu Vollformat wechselt.
Wir unterscheiden bei den Kameraeinstellungen diejenigen, die fix bleiben und diejenigen, mit denen wir während unserer Foto Session spielen, um ein bestmögliches Resultat zu erhalten.
Feste Einstellungen
Manueller Fokus
Wir stellen unsere Kamera immer auf manuellen Fokus. Um den Fokus scharf zu stellen, fokussieren wir auf einem möglichst hellen Stern. Die beste Einstellung finden wir in der Regel, wenn wir zunächst auf unendlich fokussieren (liegende 8) und dann etwas zurück drehen. Um möglichst exakt fokussieren zu können, sollten wir den Live View mit hoher Vergrößerung wählen oder das Display von Smartphone oder Tablet nutzen, wenn wir mit einer App steuern. Tipp: Von Zeit zu Zeit immer wieder kontrollieren, ob der Fokus noch scharf ist.
Manueller Modus
Wir schalten die Kamera immer in den manuellen Modus, um alle erforderlichen Einstellungen frei wählen zu können.
Auflösung
Einer der wichtigsten Einstellungen: Wir fotografieren immer im RAW Modus. Ein JPEG ist eine Bildkomprimierung mit großem Informationsverlust. Dies würde uns bei der Nachbearbeitung wichtiger Informationen berauben. Wenn es Kamera und Speicherplatz erlauben, können wir zusätzlich ein JPEG aufnehmen, damit wir uns die Bilder zeitnah in einer vernünftigen Größe ansehen können. Aber wir brauchen immer das RAW Format.
Auslöseverzögerung
Da wir lange belichten wollen, müssen wir alle Erschütterungen vermeiden. Eine Ursache für eine Erschütterung kann die Betätigung des Auslösers sein. Deshalb entweder mit Fern-/ Funkauslöser oder mit Auslöseverzögerung (2 bis 10 Sekunden) oder einer entsprechenden App arbeiten.
Weißabgleich
Weißabgleich auf einen festen Wert zwischen 3.200K und 3.900K stellen. Da können wir zwar im nachhinein noch dran arbeiten, aber für die erste Bewertung des Fotos ist diese Einstellung am besten.
Variable Einstellungen:
Belichtungszeit
Zur Berechnung der maximalen Belichtungszeit orientieren wir uns an der 500er Formel, d.h. die maximale Belichtung beträgt ca. 500/(Brennweite x Crop-Faktor). Mit einer 16mm Brennweite im Vollformat (ohne den Crop-Faktor von rund 1,6) beträgt die maximale Belichtungszeit also rund 30 Sekunden ohne dass wir mit allzu störenden Spuren rechnen müssen. Bei der 24mm Blende mit APS-C beträgt die maximale Belichtungszeit also nur 12 Sekunden ((500/(24 x 1,6)).
Es gibt auch viele Stimmen, die eine 600er Regel befürworten. Einfach mal ausprobieren.
Blende
Die Blende ist für ein detailreiches und rauscharmes Bild sehr wichtig und sollte nicht kleiner sein als f/2,8 betragen. Eine größere Blende bringt natürlich noch einmal deutlich mehr, ist aber auch deutlich teurer. Eine kleinere Blende als f/4 macht bei der Milchstraßenfotografie wenig Sinn. Es kann auch sein, dass nicht die weiteste Öffnung das beste Resultat bringt, da wir an den Rändern größere Sternenspuren sehen. Dann die Blende eine Stufe verringern.
ISO
Wichtig ist es einen guten Kompromiss zwischen Lichtempfindlichkeit und Rauschen zu erzielen. Grob sollten wir im vierstelligen ISO Bereich fotografieren, wobei wir zwischen 1.600 und 6.400 häufig die besten Ergebnisse erzielen.
Tipp: Wenn wir an den Einstellungen drehen, dann in der Reihenfolge Blende, Belichtungszeit, ISO-Wert. D.h. erst Blende so weit auf wie möglich, dann die maximale Belichtungszeit herausfinden und testen und dann mit dem ISO Wert hochgehen. Wenn wir ein Top Resultat schon mit ISO 1.600 erreichen, sparen wir uns unnötiges Rauschen.
E-Mail: alexander@4gluecks.de
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